c4

September 14th, 2021 by tritus

der Ausgang des Spieles ist durch diesen ersten Zug vorausbestimmt, vorausgesetzt die Spielfiguren machen keine Fehler, durch die eine Entscheidung erzwungen werden kann.

dabei ist das keine besonders außergewöhnliche Frage, die wichtigste Strategie scheint zu sein in der Mitte sich durchzusetzen, doch c4 spricht eine weniger direkten Sprache, es spricht von einem System die wichtigsten Felder von Anfang an zu überwachen, ohne sofort Schlüsselpositionen zu besetzen.

Auf den Wunsch von Schwarz mit diesem System das Spiel zu eröffnen, bietet Weiß das als Konvention ohne große Worte, Schwarz geht natürlich auf die Einigung ein und erwägt sofort den Springer ohne ihn allerdings direkt zu Setzen, es folgt dem indirekten System mit d6. Weiß versteht natürlich, Springer F6 wird unbedingt mit einem der nächsten Züge folgen, es wird womöglich eine wichtige Spielphase markieren. Es ist der natürlichste Weg eine schnelle kurze Rochade vorzubereiten, wahrscheinlich mit einem Seitenzug des Königsläufers hinter den zweiten Randbauern, der hier mit einem Schritt nach vorn die Königliche Festung öffnen muss, um später in jedem Fall ein ersticktes Matt zu vermeiden. So gelingt die Rochade schon mit dem vierten Zug, das bezeugt allerdings nicht immer eine Haltung zur Verteidigung, es könnte ein Tempo gewinnen und so die Initiative von Weiß übernehmen.

dadurch fällt weiß eine entscheidung, es wird so bald wie möglich die langsame Rochade versuchen, die einmal einen Damezug erfordert, und zusätzlich noch eine Bewegung des Königs, die im Tempo etwa der Bewegung des geflügelten Turmes entspräche, aber die Königliche Stellung ist auch noch nicht geöffnet, was den weiteren Verlust von Spieltempo verspricht. Weiß muss aber dabei unbedingt die Initiative behalten und darf nicht erst auf schwarze Gegenzüge reagieren müssen.

Die Rochade in Gegenrichtung, kann einen schweren Angriff auf die schwarze Königsstellung vorbereiten.

weiß muss also seinen Angriff aufbauen, bevor es schwarz gelingt offensiv zu verteidigen, durch den Tempoverlust der langen Rochade kann Schwarz den Ausgleich der Stellung bringen, es würde eine sehr zentrale und offene Stellung sein, in der beide Könige ihr Dasein in der Mitte des Brettes verbringen, wo sie ungeschützt sind und sich aktiv am Geschehen beteiligen. Weiß beginnt sofort mit dem Bauernangriff auf den kurzen Königsflügel schwarz verzögert noch f6 und antwortet mit c6. das bedeutet der springer der Dame wird hier sein natürliches erstes Sprungfeld durch den Bauern des dämlichen Diplomaten besetzt finden und muss auf ein anderes Feld ausweichen. dieser zug ist sehr ungewöhnlich und kann eigentlich nur eins heißen, dass es einen frühen Ausfall der Dame offnet und einen Kampf um die Mitte festigen will, oder es wird ebenfalls die lange Rochade vorbereiten. Wird es von schwarz eine lange Rochade geben, um dem Angriff auszuweichen oder will es den Kampf um die Mitte aufnehmen und wird jede Rochade vermeiden?

Weiß kommt mit dem springer aus dem damenflügel nach vorn und jetzt fesselt schwarz den springer an den könig mit dem angekündigten ausfall der dame im dritten zug. weiß spielt weiter in der mitte und greift trotzdem mit einem dritten Bauernzug die königsseite an es stehen der bauer des dämlichen diplomaten, der bauer der dame und der bauer des königs nun in einer reihe weit vorn.

Schwarz geht dieser baurnreihe entgegen mit einem großen schritt des königsbauern und nötigt weiß zu einem verteidigungszug springer f3.

weiß entschließt sich diesen bauern nicht zu schlagen.

und endlich kommt die eröffnung des spieles mit springer f6 begleitet von einer aufforderung die königsseite weiter zu entwickeln und die lange rochade von weiß zu verzögern, weiß könnte nun auch die dame entwickeln aber der beste zug ist hier wahrscheinlich den königlichen diplomaten auf die diagonale des angegriffenen bauern zu setzen, damit hätte schwarz die kurze Rochade forciert, denn der springer der dame ist immernoch gefesselt an seinen König.

wenn weiß diesem verteidigungszug nachgibt, wird ein schneller bauernangriff auf den schwarzen könig nicht stattfinden können, die kurze rochade liegt sehr nahe und schwarz kann auch kurz in seine bequemste stellung rochieren. die stellung ist auch für weiß nicht schlecht, aber das spiel geht jetzt mehr einer phase entgegen, in der die figuren versuchen gute positionen zu entwickeln und stabile bauernstrukturen am königsflügel, wo sich dann beide festungen gegenüberstehen und die Damen von anfang an das geschehen sehr aktiv mitbestimmen.

Die stellung zu spielbeginn nach ein paar schnellen entschiedenen zügen, um die eröffnung abzuschließen, wo schon schwarz seinen besten läufer der dame für einen einfachen springer opferte um die entwicklung der weißen dame ins spiel zu zwingen.

der weiße könig steht kurz rochiert, die türme sind in dieser grundstellung verbunden.

in der zweiten reihe der bauer des rochierten königs, der bauer des königsläufers.

in der dritten reihe der bauer des königlichen turmes, die dame auf f das läuferpaar auf e und d und der springer der königlichen bauern auf c.

in der mitte hat es einen vorstoß gegeben, in der vierten reihe stehen noch die beiden bauern von e und c, der bauer der dame steht auf der schwarzen seite in der fünften reihe neben dem schwarzen bauern des königs. in reihe fünf auch noch die schwarze dame, in ihrer ausfallposition, die sich aber wahrscheinlich bald erstmal zurückzieht in die sichere stellung auf c7.

die schwarze festung von f bis 6 mit dem königlichen springer in der vorhut auf seiner ersten position ein fiancetto mit kurzer rochade, die türme sind auf der grundlinie verbunden, im zentrum die drei bauern zum zentrum, der des königs auf reihe fünf mit einem großen schritt, der der dame und der des dämlichen läufers jeweils nur mit einem einfachen schritt, der springer der dame steht dahinter.

sein bauer ist noch in der grundposition, ebenso der bauer des noch unbewegten turmes.

Doch der schein der königlichen Festung soll trügen, schwarz plant dieses bollwerk zu öffnen, eine lange bauernkette zu bilden und so zum weißen König vorzustoßen. es plant eben dieselbe strategie, die weiß aufgeben musste mit dem risiko den eigenen könig zu weit zu öffnen, sollte sich die bauernkette in stellung bringen, wird es für weiß schwer, den schwarzen könig mit einem schach rechtzeitig zu erreichen um ein weißes matt im vortgeschrittenen mittelspiel zu vermeiden.

die weiteren züge folgen dieser gefassten entscheidung.

nach einigen zügen, weiß hat selbst den vorstoß gewagt und seine königsstellung geöffnet um die schwarze bauernkette zu verhindern, sind die bauern im zentrum und die bauern vor den rochierten königen gegenseitig blockiert. der schwarze springer von f6 hat sich zurückgezogen und schwarz hat vor dem turm am äußersten damenflügel einen einfachen bauernzug gezeigt. war es ein verlegenheitszug, um ins andere tempo zu kommen, oder plant schwarz hier am äußersten Rand einen durchbruch zu eröffnen?

die weiße dame zieht waagerecht an den gegenüberliegenden rand, der schwarze turm folgt nur ihrer richtung auf die noch geschlossene b linie.

turm schlägt b3, nachdem die figuren die b line für schwarz en passent halb geöffnet haben, bietet weiß hier das endspiel an. Schwarz hat keino Optionen das Spiel zu entwickeln, weiß selbst kann nur aktiv werden, wenn Schwarz die herausforderung annimmt. die weiße stellung ist zwar offen, aber die schwarze stellung verrammelt, es gab einige stellungswechsel und tempozüge, ohne eine wirkliche änderung der position. nur am äußersten damenrand hat es echte bewegung gegeben und jetzt werden die türme getauscht, eine wichtige und starke figur im endspiel geht auf beiden seiten verloren, weiß hat das läuferpaar bisher sehr dicht zusammengehalten, schwarz droht mit den springern. die bauern im zentrum sind immernoch blockiert und geben keiner Seite einen sinnvollen weg frei.

der weiße könig steht hinten allein in seiner ecke auf h1. vor ihm die dame auf 3 und direkt neben ihr der letzte turm des königs. der bauer der f linie und der bauer der b linie sind noch in ihrer grundstellung, alle leichten figuren von weiß finden sich neben turm und dame auf der dritten reihe der springer auf e, das läuferpaar auf c und b. von reihe vier bis sechs finden sich die bauernblockaden und dahinter das schwarze lager ein bisschen unaufgeräumt. dicht gedrängt in der festung hinten in der grundreihe turm, könig und springer, in der siebten reihe der läufer unbewegt nach dem fianchetto vor seinem könig und direkt hinter der bauernblockade, die gerade keinem der drei läufer beste voraussetzungen bietet und das starke paar von weiß bisher an einem wirkungsvollen angriff hindert. Auf e wartet die dame und auf c der zweite springer.

dame schlägt b2, die schwarze dame hat es geschafft die verschlossene stellung zu umgehen und am rand zu durchbrechen, das erlaubt dem weißen läuferpaar mächtig am damenrand aufzutreten und knapp neben der schwarzen festung beide diagonalen zu kontrollieren, schwarz hat dafür zunächst einen bauern gewonnen und wird weiß in ein endspiel entwickeln wollen, das eine aktive dame bietet, die sich wahrscheinlich bald einem wahnwitzigen opfer preisgibt, das noch einmal der weißen seite mit matt droht, aber die dame schafft das nicht alleine, sie braucht dazu mehr unterstützung und die schwarzen springer haben einen weiten, beschwehrlichen weg um das bauernzentrum vorbei an einem sicher platzierten Läuferpaar. einer der schleichend eilenden Springer wird darin verwickelt die Läufer zu blockieren und gerät nicht zurück nur an den rand sondern tief in die ecke. Schwarz kommt hier zu keiner echten Initiative mehr. weiß muss eigentlich nur einen ersten bauern aus der Blockade gewinnen und kann dann die damen tauschen, um die herausforderung anzunehmen ohne Türme und freie Bauern ein ausgeglichenes Endspiel mit den übrigen Leichtfiguren aufzunehmen, dabei hätte Schwarz im Erfolgsfall mit nur zwei Springern keine Gelegenheit mehr zu einem Sieg, Weiß könnte mithilfe seines überzähligen Läufers sehr mühsam ein Matt erringen. Dabei ist nicht sicher, ob es bei der schwarzen Gegenwehr überhaupt gelingt, oder ob Weiß seine zermürbende Verfolgung aufgeben muss.

das endspiel beginnt vollkommen überraschend, alle Leichtfiguren haben sich abgetauscht im schwarzen Lager. es stehen die könige mit jeweils noch sechs bauern und ihren damen allein auf dem feld.

Eine scheinbar ausgeglichene Stellung, aber das spiel ist spätestens ab hier eindeutig zu berechnen, es gibt dem weißen bauernsturm nichts entgegenzusetzen.

Die weißen bauern brechen durch am königsflügel, ihre Dame kann die Mitte öffnen und zwei Bauern erreichen die Verwandlung, deren einem sich die schwarze dame opfern muss.

Schwarz gibt auf mit dem könig und zwei bauern gegen zwei weiße damen.

[Der Fehler; Schwarz sollte auf c4 direkt mit f6 antworten und das klassische Spiel im Zentrum forcieren, um bis zum Zug 24 den natürlichen Vorsprung (ein Tempo) von Weiß komplett aufzuholen in einem vollkommen ausgeglichenen Stellungswechsel, der nur Figuren zum Tausch anbietet, sobald sich Spielmotive als Pattsituation wiederholen. Das vorausbestimmte Ende wäre nach Stunden gähnender emotionaler Leere das klare Remis zuletzt mit allein zwei Königen in Opposition. Ob es also wirklich ein Fehler war stattdessen diesen zunehmend verlorenen Kampf zu bieten, bleibt eine rein ästetische Frage. Das Opfer des aktiven schwarzen Läufers gegen einen Springer von weiß für die Entwicklung der Dame hat Schwarz in Bezug auf die geplante Bauernkette zwar geschwächt, und der Ausfall der Dame war vielleicht Eindrucksvoll, vielleicht psychologisch, aber es ist ja auch noch ein Spiel und nicht nur der immernoch vergebliche Sport rein logischer Wissenschaft.]