Johann Faust

Dr. Johannes Faust

Posted on Saturday, April 18th, 2020 by TriTuS

Goethes Faust ist ja wohl hinreichend bekannt, und ja wohl echt auch langsam nichtmehr zeitgemäß. Was wenigen bekannt ist – soll nicht bleiben, dass Goethe sich diesen Stoff keineswegs selbst ausgedacht hat, und ich folge den Spuren des großen Meisters deutscher Dichtkunst, nehme alles was ich finde, Stückel es zusammen, binde es in meinem Sprachgebrauch zu einer Masse und gieße ein neues Ganzes draus. – Klar ist wohl auch, dass ich niemals irgendwas vollenden werde.

 

 

sterbender Bruder

Als Hure wärst du mir respektabel, eine ehrbare Frau, eine geliebte Schwester gewesen. Schnell ginge es reihum, und du wärst zumindest von einigen nicht verachtet, die dir blumen malen mit ihren liedern – heimlich für dich – der liebsten gesungen. Jetzt stehst du hier und wirst selbst vom Teufel gemieden ich würde dich anspucken, aber ich spucke nur blut und ringe mit den letzten Worten um mein Leben, schaue hier in ein Gesicht, das ich als Mörder, Metzger, Brandstifter und Räuber, als Soldat eines fetten, faulen Königs da drüben wiedersehe, und das war mir immer die wahre Hölle, wo ich doch und auch an heiligen Tagen zerfetzte Leichen sehe überall verstreut, von Vögeln angefressen, von Würmern schon umnagt und in einen Nebel gehüllt, der Schwefel frei verschpricht, die Pest und ein saftiges Abendmahl.

sterbender Bruder

Wärst du nur eine Hure, wärst mir noch lieb und teuer, als überall begehrte Frau, auch herzlich meine Schwester frei gewesen. Stolz führt ich dich herum, schnell ginge es reihum, vom Pfaffen bis zum edlen Herrn, würdest die derben Kerle nicht vergessen und wärst zumindest noch von denen nicht verachtet, die nach Deinem Rock geschmachtet später mit blumen und mit Liedern der Liebsten deinen Kuss erwiedern. Sie Pflanzen für dich gärten und singen für dich Messen. Jetzt stehst du hier und wirst auch selbst vom Teufel noch gemieden ich würde spucken, würde ich nicht hier liegen, ich spucke Blut, da sprudelt meine Brust. Noch ringe ich und mit den letzten Worten mit dem Leben, schaue hier in ein Gesicht, das ich als Mörder, Metzger, Brandstifter und Räuber, als Soldat eines fetten, faulen Königs da drüben wiedersehe, und das war mir immer die wahre Hölle, ist mir jetzt hier der größte Graus. wo ich doch und auch an heiligen Tagen zerfetzte Leichen sehe überall – verstreut, von Vögeln angefressen, es wimmeln Ratten, die dran nagen, und bald schon regen sie sich prall, es platzen Würmer raus, die Vögel wolln sich nochmal laben. Es regt sich die Brust, die Welt liegt stets in Dunst und Donner, der Schwefel frei verspricht, die Pest und ein saftiges Abendmahl.

Jetzt werd ich ordentlich begraben.

Die Nachbarin aus dem Kreis der Umstehenden spricht ein paar provozierende Worte

Bruder

Oh soll es wirklich mit dem Teufel zugehn, so biete hier die Erde meinem Geist nicht halt, so will ich unermüdlich suchen Körper und Gestalt, und sei es auch ein Stein, so soll ein Stein nach meinem Willen sein. Ich sezte ihm ein Zeichen, er soll bis in die Hölle weichen. Wird er dann seine Taten büßen, folg ich ihm in die Hölle und werfe mich dem Teufel selbst zu füßen.

Margarete

NEIN!

Bruder still und tot.