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Lust und Spiele

Posted on Sunday, June 27th, 2010 by tritus

Kom[m]ödie und Sartyre im Vergleich zum lyrischen Drama

im folgenden Brain Doodle soll es darum gehen, das Spiel – verstanden primär als ein Rollenspiel, wie es im Theater oder auch im Film aufgeführt, aber auch zur einfachen Belustigung und Unterhaltung im eigentlichen Sinne des Spielens eingesetzt wird – in eine Beziehung zu setzen zum lyrischen Drama, welches ich als primär intelektuell unterhaltsame Bühnenaufführung verstehe, die auch filmisch umgesetzt werden kann, aber kaum im Rollenspiel ohne Zuschauer der spontanen Unterhaltung dient. Die Sartyre ist damit in der Rolle als Vermittler_in zwischen dem einfach Komischen und dem sinnlich Lustvollen. Grundsätzlich sei gesagt, dass so ziemlich alles geeignet sein kann den Menschen zum Lachen zu bringen, und dass deshalb eine klare Abgrenzung der Komödie im Sinne einer genreorientierten Wissenschaft nicht möglich sein sollte, dennoch findet die Komödie im Spiel ihren Höhepunkt und sollte daher immer von diesem Standpunkt aus betrachtet werden.

was ist Komödie

was ist Sartyre

was ist lyrisches Drama

Einführende Verhältnismäßigkeiten

Stilmittel des Komischen – worüber Menschen lachen

Narren und Wahnsinnige – warum uns der Wahnsinn befreit

das sinnliche Prinzip – was uns glücklich macht

Moral und andere Hemmungen – ein Leben ohne Grenzen

1. Die Komödie
Hier soll ‘Komödie, die’ als ein Begriff verwendet werden, der eine menschliche Interaktion zum Ausdruck bringt, welche primär dazu dient im Spiel den Menschen im allgemeinen glücklich zu machen. Die Komödie in ihrer Ursprünglichen Form muss schon von Aristoteles definiert worden sein, dessen Aufzeichnungen sind allerdings verloren gegangen, und deshalb können wir nur über eine damalige Bedeutung der Komödie mutmaßen, die vielleicht unser Verständnis kaum noch berührt. Für den Menschen aller Kulturen und Zeiten soll die Komödie etwas interaktives und erheiterndes sein. Das bedeutet, dass es keine klare Trennung zwischen den Komödiant_innen und einem Publikum gibt, und dass das Lachen im Vordergrund steht.

2. Die Sartyre
Als ‘Sartyre, die’ wurde, wie glaubhaft wäre, in der Antike etwas Verstanden, das durch Übertreibung vor allem sinnlicher Aspekte des Lebens, die Freude bringen, einen passiven Zuschauer stimuliert und zum ungezügelten Handeln anregt. Die Sartyre bedient sich der Phantasie und Empatie der Zuschauer_innen, um besonders Erregungen sexueller Natur oder solche, die zur Nahrungsaufnahme dienen, auf der Gefühlsebene zu übertragen. Mit der Übertreibung als wesentlichem Merkmal, können auch politisch oder Gesellschaftskritische oder inelektuelle Aspekte in die Sartyre mit einfließen. Ziel ist es in jedem Fall einen passiven Zuschauer zu erheitern und zum aktiven Handeln außerhalb der Bühne anzuregen. Die Sartyre setzt also voraus, dass der Zuschauer grundsätzlich geneigt ist sexuelle, völlerische, politisch oder gesellschaftlich relevante oder intelektuell stimulierende Interaktion zu anderen Menschen zu suchen und in Triebhaftigkeit auszuleben.

3. Das lyrische Drama
Den Begriff ‘lyrisches Drama, das’ möchte ich neu prägen, obwohl es eine Definition dessen bereits gibt. Es handelt sich um ein sprachlich orientiertes Spiel, das von einer frontalen Empore zum Betrachter Monologisch verläuft und weniger durch Handlung als durch Erzählung in der Darstellung bestimmter Figuren, die sprachlich sowohl untereinander als auch apostrophisch interagieren, den literarischen Stoff möglichst eindeutig reproduzierbar entwickelt. Das lyrische Drama setzt beim Zuschauer eine größtmögliche Passivitat und Aufmerksamkeit voraus und dient der geistigen Bildung, der Inszenierung bestimmter Personen sowie der Unterhaltung.

4. Einführende Verhältnismäßigkeiten

Die dominierende Wissenschaft, representiert durch Lexika, anerkannte Veröffentlichungen und repräsentative Meinung, setzt Komödie immernoch in einen Gegensatz zur Tragödie. Das rührt vielleicht auch daher, dass Aristoteles eine Schrift über die Komödie in seiner Schrift über die Poetik, deren einzig überlieferter Teil die Tragödie umfasst, erwähnt. Die Komödie wird so für den heutigen Wissenschaftler von einem fiktionalen Aristoteles zunächst als eine Leerstelle definiert, die alles beinhalten kann, was die Tragödie nicht umfasst. Diese Meinung halte ich für töricht, da es prinzipiell in diesem Sinne nur eine Beziehung von Tragödie und Sartyre geben könnte, die allerdings traditionell inenandergreifen, indem die Sartyre die Tragödie ablöst. [das einfache Sartyrspiel im Anschluss an die dreigliedrig inszenierte attische Tragödie] Oft in ein misslungenes Verhältnis zuenander gebracht werden Komödie und Satire, welche wiederum in keinem Verhältnis zur Sartyre stehen kann eher zu einem kritisch belustigendem Vortrag im Sinne der Oratio.
Als Oratio verstehe ich einen mündlichen Vortrag, der von einer begrenzten Anzahl von Personen an ein Auditorim gerichtet wird. Die Oratio verläuft in der Regel frontal, das heißt die Redner_in richtet sich unmittelbar an ein Publikum von Zuhörer_innen, wobei allein kurze Zurufe, Buhrufe oder Applaus gestattet werden können. Die Oratio ist deshalb nicht als Spiel zu verstehen – es gibt gespielte Oratio im Bereich der Komödie – und muss daher nicht in die folgenden Überlegungen einfließen. Wichtig ist, dass damit auch die Betrachtung der Komödie von der Satire soweit unberührt bleibt, wie es möglich ist zu sagen, dass überhaupt irgendetwas keine Berechtigung haben darf den Menschen zum Lachen zu bringen. Die Komödie soll allerdings als interaktiv gelten, und sie ist damit von der Oratio und der Satire klar abzugrenzen.

Sartyre gibt es nach dem Verständnis des 21.Jahrhunderts nicht als allgemein verbreitetes Kulturgut der westlich marktwirtschaftlich orientierten Gesellschaft. Eine der Sartyre entfernt verwandte Literaturform wird pornographisch dargestellt und nicht selten mit einer Gewaltverherrlichung in Einklang gebracht, die es kaum noch zulassen vom Begriff der Sartyre als eher von der Groteske auszugehen.
Die Groteske zeichnet sich dadurch aus auf eine nicht selten belustigende oft auch stimulierende Art hässliches zu betonen und Ekel zu erregen. Widersinnigkeit und Unvollkommenheit können auch als Groteske verstanden werden. In der Darstelung von lautem Rülpsen und Furzen werden die Grenzen zwischen Komödie, Sartyre und zur Groteske fließend.
Pornographie ist allerdings mit der Sartyre in sofern verwandt, da sie ebenfalls dazu eingesetzt werden kann die Betrachter_innen sowohl zu stimulieren als auch zur Ausübung bestimmter sexueller Handlungen zu animieren. Gewöhnlich gehen mit der Betrachtung pornographischer Inhalte Masturbation, Kopulation oder gesteigerte Nahrungsaufnahme einher. Die Verwendung von Pornographie zur geistigen Bildung, zu sexuellen Aufklärung sowie zur allgemeinen Unterhaltung ist selten bzw. vollkommen ungeeignet.

Da Pornograpie in gewissem Maße scheinbar realistisch umgesetzt wird und nicht primär mit Übertreibungen einhergeht, kann sie von der Sartyre relativ klar abgegrenzt werden. Sartyren können allerdings sehr klar erkennbar pornographische Inhalte haben. So sind die Sartyren des 21. Jahrhunderts größtenteils dadurch gekennzeichnet, dass einfache Alltagssituationen plötzlich und vollkommen unerwartet zu hemmungslosem Sex führen. Deutliches Merkmal der Sartyre sind übergroße Phallussymbole, nackte, oft üppige Busen und die mangelde Fähigkeit einer Verführung zu widerstehen, was buchstäblich zu lustvollen Entartungen führt. Figuren, die eine solche Sartyre gerne begleiten sind:
Der Sartyr.. ein urtümlich männliches Wesen, mit großer musikalischer Begabung, das jeder Verführung durch weibliche Reize hemmungslos nachgibt.
Die Nymphen.. blühende weibliche Wesen, die niemals allein und oft in der Nähe natürlicher Bäder auftreten, den ersten heißen Frühling lieben und besonders Sartyre sehr gern zu sexueller Zügellosigkeit verführen.

Komödie und Sartyre lassen sich da verbinden, wo es innerhalb fester sozialer Strukturen zu Verirrungen in der Liebe kommt und aufgrund verschiedener chaotischer Einflüsse alle beteiligten zu ihren (auch mehreren) Traumpartnern finden. Da, wo es zu zügellosen, genussorientierten Ausschreitungen kommt, die vor allem komische Züge tragen. Wenn zum Beispiel jemand, der einen riesigen Penis voranträgt, ausrutscht und mit dem Gesicht in eine gigantische Hochzeitstorte fällt und dabei einen turmhohen Stapel Sektbecher umreißt, die mehrere Damen vollkommen besudeln, was zur obigatorischen Kettenreaktion führt, die zum Ergebnis hat, dass keiner der sehr sauber und bürgelich gekleideten Gäste sich noch in der Lage sieht anhand moralischer Gesichtspunkte inne zuhalten und sich den Busen entblößend mit süßen Speisen um sich wirft. Die Braut hat dabei Gelegenheit sich von mehreren Gentlemen verführen zu lassen, wärend der Bräutigam mit einigen nackten Frauen in der Torte suhlt.
Weiterhin kommen darauf etliche Kinder zur Welt und es gibt ein durcheinander bezüglich der Väter und somit wieder sehr aufregende Verirrungen. Ein Spiel ohne Grenzen im Kontext der überholten bürgerlichen Moralvorstellungen und Normen. – Alle denkbaren Möglichkeiten der gewaltfreien Sexualität in selbstbestimmter Form werden als selbstverständlich vorausgesetzt inclusive gleichgeschlechtlicher Liebe, autoreflexiver Liebe und liebevoller Enthaltsamkeit – außerdem eine möglichst bunte Mischung aller denkbaren Kulturen und Typen sowie die Möglichkeit in unterschiedlichem Maße an bestimmten Szenen teilzunehmen. So bestimmt das Publikum durch zurufe einen großteil der Handlung, es kommt zu häufigen Wiederholungen, spontanen Veränderungen und freudigen Überraschungen. In die Tortenschlachten werden Zuschauer mit einbezogen und dazu angestiftet jenseits der Bühne ähnliche Verhaltensweisen zu zeigen, wie von den Künstlern vorgeführt.

Im lyrischen Drama würde sich die Szene so darstellen, dass die prüden Frauen aus einer Spaßfeindlichen und Spießbürgerlichen Nachbarschaft mit fest verschnürten Haaren steif auf rechtwinkligen Stühlen beim Kaffee sitzen und sich darüber bestärken, inwieweit sie sich unbedingt über das maßlose Verhalten und die unanständigen Schlafzimmerlaute, die keineswegs aus den Schlafzimmern kommen, in ihrer näheren Umgebung empören. Dabei wird aber deutlich, dass sie sich im Grunde nur darüber empören mit welcher Sträflichkeit sie, die fast Kinderlosen, ihr eigenes Glück und Leben vergeuden.
Die Vorführung ist fast völlig unabhängig vom künstlerischen Talent der Darsteller_innen, da sich alles im Prinzip nur auf den vorgetragenen Text oder sogar dessen Urheber_in sowie Regisseur_innen bezieht. Was aufgeführt wird ist eine möglichst detailgetreue Reproduktion bestimmter Ausgangsmotive oder eine Interpretation nach den Vorgaben von ausgewählten Einzelpersonen. Eine Interaktion findet nur statt durch den Obligatorischen Applaus am Ende der Vorführung, die zeigt, wieviele Personen tatsächlich anwesend sind. Während der Vorführung herrscht im Publikum Regungslosigkeit und Ruhe.