Schola Nova

Schola Nova

Posted on Saturday, December 28th, 2019 by TriTuS

Die neue Schule ist eine neue Interpretation der klassischen Fechtschule, sie bezieht sich ausschließlich auf das Florettfechten im Sinne eines taktischen Spieles, einer konventionellen Sportart und einer Kunstform. Die sportlichen Disziplinen Säbel und Degen ließen sich daraus ableiten.

Diese folgenden Darstellungen erklären nicht den Umgang mit echten Waffen und distanzieren sich konsequent von jeder Art der möglichen Interpretation zeitgemäßer Fechtkunst als Kriegsspiel oder Kampfsport. Historische Motive sind romantisch und dienen dem besseren Verständnis und der Orientierung im kulturellen Kontext. Das Florett von seiner Entstehung bis heute galt zu keiner Zeit als ein Gegenstand, mit dem es möglich wäre Menschen mutwillig zu verletzen, seine Spitze ist stumpf geschmiedet und es hat keine scharfen Kanten, dazu ist es leicht und sehr flexibel, sodass weder durch Hieb oder Stoß ein Schaden zugefügt werden kann noch durch körperliche Kraft. Das übrige garantieren sehr strenge Regeln in der Handhabung, die sich umsomehr lockern lassen, je geringer das Risiko erscheint sowohl durch Verantwortung und Können als auch unter Zuhilfenahme von widerstandsfähiger Schutzkleidung und hochflexiblem, bruchfestem und sehr zähem Stahl.

Das olympische Sportfechten mit dem Florett heute birgt kaum ein höheres Risiko als Turnen, Schwimmen oder Leichtathletik und ist damit soweit wie nur irgendwie vorstellbar, vom Umgang mit mechanischen Mordwerkzeugen entfernt. Vergleichbar mit Schach representiert es ein Spiel und einen Sport, der dem Menschen aus der Fähigkeit heraus zu abstrahieren die Gabe verleiht seine Kunstfertigkeit sein taktisches Können, sein geistiges Geschick und seine strategische Weitsicht unter Beweis zu stellen ohne eine Schlacht zu lenken oder auch nur einen einzigen tropfen Blut zu verschwenden. Es hilft die dunkelsten Instinkte der Menschheit annehmen zu können und in ein Licht zu lenken, in dem sich das lebende Wesen frei entwickelt und zu voller Größe entfalten kann. Mögen die Besten gewinnen und ihre Fertigkeiten mit anderen Teilen!

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Das Symbol der Schola Nova representiert die Taktiken und Grundmotive der alten italienischen Schule, deren Wurzeln bis zur Zeit der Kreuzfahrer zurückreichen können, und die ursprünglich den Umgang mit dem fränkischen Schwert lehrte, diesen aber durch ein hohes Maß an verteidigenden Ideen ergänzte und soweit entwickelte, dass die zusätzliche Verwendung von Panzern und Schilden überflüssig wurde. Die Schwerter wurden immer schlanker geschliffen, um sie leichter handhaben zu können, und erhielten als nun deutlich defensive und nichtmehr rein offensive Waffen auch äußerliche defensive Merkmale, wie den so genannten Terzbügel, einem Schutz der Finger, sowie im späteren Verlauf die seither gebräuchliche Glocke, die nicht nur die gesamte Hand schützte sondern eine zusätzliche defensive Funktion bekam.

Die Blütezeit der alten italienischen Schule begann mit der Entwicklung des Florett, um den sportlichen Wettkampf zu fördern, gewalttätige Auseinandersetzungen zum bloßen Kräftemessen zu mindern und alle Taktiken, Strategien, Figuren und Züge risikofrei vermitteln zu können.
Damit erlangte sie ihren Ruhm und europaweiten Einfluss bis heute, sie dient auch noch viele Zeitalter nach ihrer Blüte den Grundstein zum Erlernen der Fechtkunst zu legen.

Es zeigt einen Kreis, der von einer Senkrechten und einer Waagerechten durch den Mittelpunkt geviertelt wird. Darüber gezeichnet wird ein V und ein Dach, sodass im inneren des Kreises ein Drachensymbol zu erkennen ist, in Abstraktion als ein Kreuz und eine Raute, womöglich in Anlehung an alte christliche Mythen und Legenden, wahrscheinlicher aber einfach als die geometrische Figur.

Dieses Symbol hat also keinerlei ideologische Bedeutung, es dient weder der Identifikation noch hat es einen deutlich tieferen Sinn als das offensichtliche, es dient als zusammenfassende Lernhilfe.

Die Sprache der klassischen Fechtschule war Latein und später italienisch, daher erscheinen auch heute noch die wichtigsten taktischen Begriffe in römischer Schrift. Ihr Verständnis wurde aber bis zur Moderne von anderen Ideen und zuletzt französischem Verständnis abgelöst und ergänzt. Die weltweite Verkehrssprache im Fechtsport ist also heute Französisch. Die Schola Nova erklärt ihre Begriffe in verständlicher Weise, sodass keine besonderen Sprachkenntnisse nötig sind, es hat aber bisher keinem mir bekannten Menschen geschadet sich mit europäischen Sprachen wie Spanisch, Italienisch und Französisch zu beschäftigen und diese auch zu verwenden. Ich möchte allerdings den nationalen Gedanken ein bisschen aus dieser Motivation herausnehmen, da wir heute fast ausschließlich von Richtungen wie Spanische Schule, Italienische Schule, Ungarische Schule, Russische Schule, Französische Schule und anderen Richtungen reden, die alle ihre Besonderheiten, ihre zeitlichen und kulturellen Kontexte und ihre Erfolge haben aber eben kaum mit politischen Interessen, Zielen und einzelnen Staaten vergleichbar oder übereinstimmend sind. Deshalb bezieht sich Schola Nova eigentlich auf alle denkbaren Motive unabhängig ihrer herkunft und benennt vor allem klassisches und modernes oder zeitgemäßes Fechten, verwendet also größtenteils Begriffe in neutraler, das heißt im Kontext ausführlicher Sprache, auch wenn Umschreibungen dadurch ihren taktischen Kommandocharakter verlieren und dadurch etwas umständlich sind.

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Verwendet wird ein einfaches und neutrales Florett, das dem französischen Florett am ähnlichsten ist. Es zeichnet sich in besonderem Maße dadurch aus, dass es nicht für eine bestimmte Verwendung optimiert wurde und in jeder unterschiedlichen Handhabung gleichermaßen geeignet ist. Es verfügt über keinerlei besondere Ergänzungen wie Parierstange, Terzbügel, Schlaufen, spezielle Anpassungen an die Hand, oder deutlich beabsichtigte Biegungen, die einen Vorteil verschaffen oder das Fechten in irgendeiner Weise erleichtern.

Es besteht aus einer bestenfalls geraden Klinge, einer Glocke mit Polster, einem einfachen Griff und einem Knauf als leichtes Gegengewicht. Die farbliche Gestaltung ist beliebig, der vordere Teil der Glocke und die Klinge sollen unverändert blank sein, es darf keine Hindernisse oder scharfe Kanten geben. Etwa ein Achtel bis zur Spitze kann farblich markiert werden und wird im Profisport durch Klebeband elektrisch isoliert.

Die Schutzkleidung ist spezifisch.

Abgenutztes, krummes und verbeultes Zeug gehört auf den Schrott!

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Das Florettfechten ist konventionell, das bedeutet es gibt mehr oder weniger charakteristische Regeln die vereinzelt fest stehen, zum Teil verhandelbar sind und manchmal nach eigenem Ermessen ausgelegt werden können. Wer sich für das vollständige Regelwerk des zeitgemäßen Sportfechtens interessiert, kann dieses bei der FIE (Fédération Internationale d’Escrime) nachlesen. Dort werden auch sämtliche Begriffe in ihrer allgemeingültigen Sprache erklärt.

Hier werden nur wesentliche Merkmale eines umfassenden Regelwerkes vorgestellt und darin wird wenig Spielraum für freie Auslegung gelassen. Der Schwerpunkt liegt auf einem weitreichenden Grundverständis.

Wahrscheinlich reichen für spielerisches Florettfechten Phantasie und Intuition völlig aus in Anbetracht feststehender Regeln, für den konventionellen Sport aber ist eine gelungene Kommunikation über alle Einzelheiten meiner Meinung nach von besonderer Bedeutung. Die wahre Kunst liegt in der umfassenden Anwendung von Taktik und Strategie in einem deutlichen Einvernehmen.