Pilze & Pflanzen

I n einer Zeit als die Pilze noch Pflanzen waren

Posted on Wednesday, April 22nd, 2009 by tritus

Es gab einst eine Zeit, in der Pilze noch Pflanzen waren, besser sie waren es nicht selbst, sie mussten nur von uns Menschen für solche gehalten werden, denn die Möglichkeit, es könne je Dinge geben, die nicht aus zwei vollkommen gegensätzlichen und sogar verfeindeten Erscheinungen bestehen, ging weit über das Vorstellungsvermögen aller damals lebenden Menschen hinaus, sodass es selbst einsichtigsten Forschern nicht möglich gewesen wäre etwas abweichendes zu behaupten.

Es gab also Pflanzen und Tiere. So steht es ja auch in einem verrückten Buch.
Eine dritte Art auf der Erde war vollkommen ausgeschlossen. Der Mensch hielt Gegensätze für das oberste Naturgesetz und einen scheinbar niemals endenden Kampf zwischen Gutem und Bösem in einem empfindlichen Gleichgewicht für seine einzige Bestimmung.
Und irgendwann war eine Welt ohne Gegensätze kaum noch mehr vorstellbar.

Der wirkliche Frieden war zu einem Traum geworden – ja, zu einer Unmöglichkeit. Es herrschte das Gegenteil. Wie konnte ein Mensch sich aus diesen Zwängen befreien?

Er sah doch Tag und Nacht mit eigenen Augen, vertraute auf Yin und Yan, kannte Männer und Frauen, sich selbst am Rande der Verzweiflung und voller Angst vor dem Tod im scheinbaren Widerspruch zu dem Leben, und wenn voller Hoffnung der Mensch noch an diesen einen Gott glaubte, den feurigen mit den zwei Zungen, so musster er ja ebenfalls an Mann und Frau als ein Paar von Gegensätzen glauben.

Nun – wenn es den einzigen Gott tatsächlich gäbe, hätte dieser sicher alles richtig gemacht, und alles wäre perfekt so, wie es ist, nur dass dem Menschen ein wenig Verstand fehlt, denn der glaubt eher an den allergrößten Blödsinn, als einfach nur nackte Tatsachen.

Wir heute denken immer die Rennecance wäre eine dunkle Zeit gewesen, in der Gallileo, Luther und Kepler verzweifelt gegen die Sture Masse anrannten, wie Don Quichote gegen seine Windmühlen, nur dass die Sterne und die Planeten in Wirklichkeit die Windmühlen waren, gegen die alle anderen anrannten, und wer versuchte nicht davon zu überzeugen, dass die Welt kein aufgezogenses Uhrwerk war, war vielleicht schon verrückt.
Die Vorstellungskraft der einfachen Gelehrten reichte bei der Mechanik an seine Grenzen.
Auf den Scheiterhaufen ist von jenen dreien keiner gekommen, aber viele wurden grausam Ermordet, weil sie es wagten eine damals geltende Wahrheit in Frage zu stellen.

Nikolaus Kopernikus, der berühmteste Entdecker unseres Sonnensystems, für dessen Ideen auch Gallileo und Kepler gefochten haben, wagte seine Behauptungen erst nach dem eigenen Tode in einem Buch zu veröffentlichen, sodass niemand ihm etwas anhängen konnte.
Scheinbar clever.

Wir glaubten gerade noch solche Zeiten seien lange vorbei, und wir lebten in einer aufgeklärten und erleuchteten Welt, doch die Welt ist wieder eine Scheibe geworden, und mit was für einer Ironie, die weder beweist, dass die früheren Irrfahrer einmal Recht gehabt haben, noch dass wir jemals unserer Eindrücke sicher sein können, wenn wir in die Milchstraße gucken.

Seien sie Mathematiker, Theologen, Naturforscher oder Geisterbeschwörer, je fester wir heute unsere Dogmen auf eine bestehende Wahrheit aufbauen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns selbst und andere damit täuschen. Dabei erscheint im Irrlicht der Verwirrungen alles manchmal so klar, so einfach zu sein, dass es mich wundert jemals so verblendet werden zu können von derart kompliziertem und schillerndem Humbug.

Nehmen wir doch einmal die Mathematik. Sie beschreibt sich heute als die Mutter aller Wissenschaften.
Der Bücherwurm könnte wohl noch ohne sie auskommen, aber schon ein Philosoph lernt die Grundsätze ihrer Logik auf diese beeindruckend überzeugende Weise, die keinen Zweifel aufkommen lässt.

Dabei sollte dem einigermaßen vernünftigen Menschen doch klar sein, dass die Mathematik ein überaus dürftiges Hilfsmittel auf der Suche nach Wahrheiten im Sinne der reinen Erfahrung, ein sehr wurmstichiger Krückstock auf dem Weg der Erkenntnis ist.

Ist es denn je einem Menschen gelungen mit Hilfe der Mathematik einen Kreis zu berechnen oder gar eine Elypse und die daraus entwickelten Körper. Es ist ja nicht so, als ob Kreise, Elypsen und Sonnen in unsererem Universum heute eine ausgesprochene Seltenheit wären.
Es geht nicht.
Harmonische Verhältnisse sind nicht mit Hilfe der allseits gelobten Mathematik berechenbar.

(Das.. erstmal langsam auf der Zunge zergehen lassen!)

Natürlich geht es mit ein wenig gemogel und ein paar faulen Tricks schließlich scheinbar doch, das sollte aber nicht über diese eine Tatsache hinwegtäuschen, dass hier die Mathematiker vor über zweitausend Jahren an eine unüberwindbare Grenze gestoßen sind.

Gleich schon zu Beginn hat womöglich das Gemogel mit Zahlen angefangen, die gesamte Geschichte der Mathematik beschreibt vorzüglich alle Neigungen der Menschen zu Selbsttäuschung und Betrug, aber wir staunen immer wieder über erfindungsreiche Denker wie Gauß und Descartes.

Ich staune immer über den grandiosesten Unfug des Universums – eine Religion der Zahlen, eine Täuschung so verlockend und überzeugend, dass es möglich ist sie aufrecht zu erhalten – um fast jeden Preis.
Was ist schon dabei, wenn ein Mensch sich einmal irrt.. abei neein, nicht der Mathematiker!

Da fällt mir gerade die Geschichte von Ikaros und Daedalos ein, ihr kennt sie bestimmt, ihr wisst aber nicht alles, ich werde Euch die ganze Geschichte erzählen.

Ikaros und Daedalos waren auf Kreta, um dem König Minos zu dienen, denn der überaus bekannte und allseits gerühmte Mathematiker und Erfinder Daedalos erhielt den Auftrag ein Labyrinth zu entwerfen, aus dem es kein Entrinnen gibt. Die Frau des Minos hat nämlich mit einem gewöhnlichen Stier geschlafen und erwartet das Baby. Nicht nötig zu erwähnen, warum Minos der stolze Herrscher die Schmach nicht hinnehmen will, doch will er den schändlichen Sohn aus Liebe weder umbringen noch verbannen, er soll auf ewig verborgen bleiben vor der menschlichen Welt.
Da wir heute von dieser Geschichte wissen, und sie lustig weitererzählen, ist es wohl dem armen Minos nicht recht gelungen seinen Stiefsohn lange zu verstecken und der Skandal wurde weltweit bekannt.