Jakob Ivanovitch

Nach dem Treffen mit Pjotr und nach den Erlebnissen im Wald der dunklen Tannen, begab sich Jakob als einer der beiden Gefährten auf ein Kohlenschiff, das in einen nördlichen Hafen überführt werden sollte. Es wurde komplett entladen und mit dem Besen frei gemacht, bevor es in See stach.
Weiter im Norden begannen umfassende Arbeiten, die das ehemalige Transportschiff auf eine Expedition vorbereiten sollten. Der Kapitän dieser Expedition, ein gewisser Mister Belt, war der Sohn eines Schusters und erfahrener Seemann mit dem Auftrag einen weiteren neuen Kontinent zu erobern. Er bekam erstmalig das Kommando über ein Schiff, das er selbst wählen, ausstatten und bemannen durfte. Kapitän Belt schien relativ klar, dass die See, in die sie sich begeben würden, keine großen Überraschungen bereithalten würde. Dennoch ließ er die schwersten Kanonen an Deck hiefen, die er in der ganzen Gegend fand. Anders betrachteten das Lord Roost, der die Expedition finanzierte und große Ambitionen hatte unbekannte Pflanzenteile zu sammeln und Earl Pancake, der die Theorie aufgestellt hatte, dass aus Gleichgewichtsgründen auf der Erde ein riesiger Kontinent existieren müsse und mit der größeren Wahrscheinlichkeit, wenn dieser Kontinent relativ klein ist, so postulierte er, müsse dieser aus purem Gold sein, was einzig die Masse hätte um das Gegengewicht dieses kleineren Kontinentes zu erklären und was auch die Seltenheit des Goldes auf den anderen Kontinenten erklären würde.

Mit der Wahl des Kohletransportschiffes für die Expedition waren Lord Roost und Earl Pancake äußerst unzufrieden, sie argumentierten für eine Galeone oder zumindest eine stattliche Fregatte, falls Mister Belt es sich in den Kopf setzen wollte Bescheidenheit zu zeigen, aber dieser bestand auf die Wahl des Transportschiffes aus wenigen vernünftigen Gründen. Während der Überholungsarbeiten fanden hitzige Diskussionen statt mit dem Ziel den Kapitän umzustimmen und etwas standesgemäßes für einen Lord und etwas angenehmeres zu wählen. Letztendlich stellten sich diese Diskussionen aber heraus als eine öffentliche Farce, die eher dem Ziel dienen sollte alle Lords und Earls lächerlich zu machen, denn anstatt ihren Willen durchzusetzen, wie sie es sicherlich problemlos konnten, untergaben die hohen Herren sich ganz dem Urteil des von ihnen selbst ausgesuchten Kapitän und stellten einen einfachen Mann aus der Bevölkerung aufgrund seiner Kompetenzen nicht nur mit sich und dem Stand des hohen Adels auf eine Stufe, nein – sie stellten Master Belt über sich, ließen sich sogar von ihm rumkommandieren und verschwanden vor dem Auslaufen auf dessen Geheiß unvergnügt und kleinlaut in ihren Kabinen, damit das Aufsehen, das die auslaufende Devon erregte, nicht den Herrschaften gelte, sondern dem außergewöhnlichen Ziel der Expedition, wie Kapitän Belt mit Bestimmtheit sagte.

Jakob heuerte an als gewöhnlicher Matrose und wurde Teil der Expedition, und so war er auch damit beschäftigt gewesen den riesigen Bauch des ehemaligen Transportschiffes zu beladen.
Die Hauptlast der Devon waren übergroße Fässer vollgestopft mit gährendem Kohl. Ja, dieses Zeug schien bereits zu faulen, bevor das Schiff überhaupt den Hafen verlassen hatte, und das Kraut stank entsetzlich säuerlich. Niemand vom Schiffsjungen bis zum Maat konnte sich einen Reim darauf machen, wohin sie diese Fracht denn noch liefern wollten, bevor die Expedition endlich begann.

Ein kleinerer Teil, etwa ein Drittel der Ladung schien Proviant zu sein, wie ihn alle kannten. Getrocknetes Schwarzbrot, gepökelter Speck, zu hartem Gelee gekochte Zitronen, ein paar Fässer Bier sowie hochprozentiger Schnaps für die Mannschaft aber nur wenige Fässer mit frischem Wasser und allerhand kurzfristige Leckerbissen für den Earl und den Lord. Allen schien sonnenklar, dass die Devon bald in einen nahen Hafen laufen müsste, um die Fässer mit dem vergorenen Kohl abzuladen, viel Wasser und Proviant aufzunehmen und dann für die Expedition in See zu stechen.

Kaum jemand schien ernsthaft besorgt darüber und die wenigen älteren Matrosen, die das Kommende ahnten, wurden überhört.

Weiter ging das Beladen, und es kamen jede Menge wissenschaftliche Geräte an Bord, die niemand groß kannte, und die in erster Linie dazu dienen konnten astronomische Messungen vorzunehmen. Es wurden seltsame Gerätschaften geladen, die zuerst aussahen wie Spielzeuge, aber viel mehr Ähnlichkeit mit technischen Bauteilen hatten, welche gewiss einem völlig unbekannten Zweck dienen mochten und, wie alle zweifelsfrei vermuteten, ein Teil der astronomischen Ausrüstung waren.

Es wurde einiges an Holz und Werkzeugen unter Deck geschafft, so als wolle die Devon die Gestirne besuchen und nicht in eine See stechen, wo es überall Festland mit Bäumen gab, zumal mit einem Schiffstyp, der sich gewöhnlich in Küstennähe aufhielt. Alles wurde den Schiffszimmerleuten untergestellt, die an Bord zahlreicher waren als Soldaten, und eine Werkstatt einrichteten, was insgesamt gut ein Viertel des Laderaumes einnahm. Wem das noch nicht zu denken gab, es fanden sich Hölzer, die sich kaum für den Schiffsbau eigneten und Werkzeuge die geradezu lächerlich aussahen, dazu einige Rollen unterschiedlichen Stahldrahtes und Schnüre, fingerdicke – aufgerollte Blechrohre und Knochenmehl. Vermutlich auch ein Teil der wissenschaftlichen Ausrüstung. Harz, Teer, Schmierseife, Leinöl und Pferdehaar, einen guten Berg Kohle und mit den gewaltigen Kanonen und zahlreichen Kugeln keine einzige Unze Schießpulver mehr als sich die dünne militärische Besatzung für ihre Musketen an den Gürtel bindet. Im Grunde musste jeder an Bord den Kapitän für einen Verrückten halten, insbesondere nachdem sie schon mehrere Tage auf See waren und nicht der leiseste Eindruck entstand, als würde die Devon bald einen Hafen anlaufen. Schon in den ersten Wochen dann gab es tatsächlich für alle – auch für den Lord – den vergorenen Kohl zu essen und dessen stinkende Brühe zu trinken und es wurde blitzartig klar, die Expedition hatte begonnen, alle fingen an zu murren, manche suchten mögliche Waffen und einzelne versuchten sogar mit bloßen Händen ernsthaft zu meutern.

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