Kapitel2

Der Mensch und seine natürliche Angst vor dem Leben

Ein stark verkohltes Fragment

Der Totenkult

In Anbetracht der bekannten Menschheitsgeschichte und üblichen menschlichen Verhaltens, fällt sofort auf, dass überall auf der Erde menschliche Kulturen geprägt sind von religiösen Neigungen, die sich in erster Linie mit einer Existenz im Jenseits auseinandersetzen. Im Vergleich mit Pflanzen und Tieren lässt sich etwas ähnliches nicht beobachten. Auch Kulte zur Erklärung von Herkunft oder Weltentstehung scheinen im Tierreich eine eher untergeordnete Rolle zu spielen, soweit wir das verstehen können. Das Verhältnis zum Geborenwerden und Sterben scheint bei allen irdischen Lebewesen ein ganz natürliches zu sein, mit Ausnahme des Menschen im Allgemeinen.

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Übereinstimmend lässt sich behaupten, dass Totenkulte die geistige Essenz des Verstorbenen an einen anderen, oft weit entfernten Ort denken, und seien sie nun eines natürlichen Todes gestorben, an einer Krankheit oder als Opfer religiöser sowie kriegerischer Bemühungen, [..] diese Orte sind zwar verschieden aber sehr häufig jenseits der Erde vorzustellen, in einer parallelen Welt, unter Göttern oder, was im Gegensatz zu den großen Weltreligionen
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immer wieder im Vordergrund steht, an einem Ursprungsort, dem Paradies.

Diese Orte spiegeln oft die Wünsche und Besonderheiten verschiedener Kulturen, und können mit einer Sehnsucht in Einklang gebracht werden, die Erde und das Leben auf der Erde zu verlassen, trotz allem lässt sich die Überwindung von Todesangst nicht von der Hand weisen, es könnte also auch als Trost gedacht sein, [..] für die Erlösung von den irdischen Freuden und Leiden, sind größere Zusammenhänge vordergründig.

Natürlich kann jetzt behauptet werden die intensive Auseinandersetzung [..] des Menschen mit dem Tod sei ein besonderes Zeichen seiner herausragenden Intelligenz, es scheint mir jedoch zweifelhaft unter anderem Kulte, die eine Hysterie auslösen mit Intelligenz in Einklang zu bringen. [..] Auch das Aufstellen bloßer Vermutungen und deren Gleichsetzung mit einem Wahrheitswert, kann mit Intelligenz nicht vereinbar sein, da im Sinne [..] das Wort immer bedeutet zwischen bestimmten deutlich erkennbaren Dingen einen eindeutigen Zusammenhang zu beschreiben, zum Beispiel durch die Wiederholung bestimmer Ereignisse die Fähigkeit auf deren Ursache zu schließen. Diese Schlussfolgerung auf intelligentem Niveau kann nicht die bloße Vermutung sein, die sich durch keinerlei Erfahrung belegen lässt, allerdings kann sie die Darstellung schwer abstahierbarer Vorgänge sein in einer Allegorie wie dem Bild von personifizierten Göttern.

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Warum ist dem Menschen aber die Erde und das Zurückkehren zur Erde mit dem Tode, oder das Eingehen in den natürlichen Kreislauf von Nahrungsketten nicht genug, was bewegt den Menschen dazu den Traum zu hegen zumindest nach dem Tode die Erde verlassen zu können, ist eine Frage, die sich mir immer wieder stellt.

Eine andere Frage, die sich förmlich aufdrängt, und die offenbar einzig sich nach Verhaltensweisen des Menschen stellt ist die nach möglichst vollständiger körperlicher Unversehrtheit der Leiche. Ein Umstand, der nicht in jeder Kultur [..] die gleiche übergeordnete Rolle spielt, übereinstimmend ist jedoch, dass das Verfüttern von Menschenfleisch an wilde Tiere in der Regel als eine äußerst grausame Strafe [..] gedacht ist und nicht etwa als Möglichkeit zur Rückführung in einen natürlichen Kreislauf. Die intensiven Bemühungen die Nahrungsketten am Glied des Menschen zu unterbrechen, zeugen von einer Abscheu davor sich derartig selbstverständlichen Naturgesetzen zu ergeben, denn auch ein verbrannter oder eingegrabener Körper [..] wird sich in die Bestandteile eines natürlichen irdischen Kreislaufes auflösen. Leichen zu konservieren [..] oder durch andere Formen der Bestattung weitestmöglich und zumindest für einen kurzen Zeitraum vor diesem Auflösungsprozess zu schützen, ist eine häufig beobachtete Verfahrensweise, und zumindest findet der Auflösungsprozess [..] wenn nicht im Feuer dann jenseits der Wahrnehmung lebender Angehöriger statt. Die Bestattung als Futter für Raubvögel [..] ist in sehr ausfallenden Kulturen äußerst selten und wird in der Regel mit Greuel in einen Kontext gebracht.

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Im Vergleich dazu wird sich ein Beutetier zwar nach Kräften und Möglichkeiten dagegen wehren von anderen irdischen Lebewesen gefressen zu werden, in der Regel ergibt sich aber jedes irdische Lebewesen seinem Schichsal und das Verhalten der Hinterbliebenen in einer möglichen Sozialstruktur zeigt keine Abscheu und nur wenig offene Trauer, es wird ein solches Opfer nicht selten klaglos hingenommen, [..] wir können nichteinmal vermuten von welchen Emotionen derartige Ereignisse begleitet werden. Mit Sicherheit lässt sich aber sagen, dass der Mensch mit seinem Verhalten bezüglich des Todes eine ganz außerordentliche Position einnimmt, [..] denn wagt er es auch nicht ohne Abscheu eines natürlichen Todes zu sterben, wirft er sich doch rücksichtslos in alle möglichen künstlich erzeugte Gefahren.

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Mag man es auch zum menschlichen Totenkult zählen, dass der Mensch im Gegensatz zur irdischen Natur immer bestrebt ist die Schönheit und die Vollkommenheit in allem, was er betrachtet, zu töten, während Tiere es in den häufigsten Fällen auf schwache oder verletzte Randerscheinungen absehen und sich nur äußerst selten [..] aus Rivalität verletzen oder gar töten. So können wir uns vorstellen, dass das irdische Leben im Laufe der Jahrtausende im Zuge einer Konter-evolution immer unbedeutender und unscheinbarer wurde, da der Mensch zuerst die Erhabenheit und Vollkommenheit zu seinem Raub beanspruchte und niemals mit dem zweitgrößten Fisch zufrieden war. Und es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass durch die Hand des Menschen irdisches Leben [..] in großem Umfang [..] vollständig vernichtet wurde angefangen mit dem Großen, dem Starken und dem Schönen.

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Warum aber kann der Mensch sich nicht mit dem irdischen Leben selbst im und nach dem Tode noch abfinden, und warum fällt es dem Menschen leichter das irdische Leben zu vernichten als sich mit seinem Planeten im Einklang zu fühlen?

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