Glasgarten (Fragment)

Für Daemona

Wandle durch die stille der Nacht
Sehnsucht
Ein Feuer lodert tief in dem Herzen
Dem Herzen
Das einst mein eigenes war
Vor unendlich langer Zeit

Ich sehe den Spiegel
Steh vor mir selbst
Ein großes Glas an der Wand
Mit breit ausgeschliffenen Seiten

Gespenstisch leer blickt er mich an
Nichts sagend
Und doch in allem nichts als eine Lüge

Glaswelt
Spiegelsee
Wie tief ist Dein Nichts
Wie vergänglich meine Seele
In Deiner spröden Ewigkeit

Ein Schlag macht Dich tausendfach

Millionen splitter glitzern im Schnee
Winziger Staub
Giftiges Glas
Spiegelnde
Seelenlose
Weiße Kraft

Wie Millionen scharfer Klingen ritzt es mein Blut
Fühlst Du den Tod
Nein
Es ist schön
So verloren zu sein
Spiegel
Wo ist mein Gesicht
Hast Du kein Gesicht

Weit und weich löst sich die spiegelkraft auf

..
Im kalten
Gespenstigen Licht eines heißen Sommermorgens

Frost in meinem Herzen
Weißes Licht
Ein heller Tag

Der Spiegel ist leer
Geh hindurch ruft ein eisiges Sehnen
Geh hindurch eine gefühllose Kraft

Zögernd streck ich die Hand aus
Nichts hält mich auf

Der Rand
Die Ränder
Geschliffene Kanten
Geschliffenes Glas

Ein tor mit rundem bogen
Gebrochen von zwei spitzen
Die in einer seichten kurve aufgehoben werden und auf die Senkrechte zufließen
Indem sie ihr entgegenlaufen

Durchsichtig
Klar
Scharf wie eine Rasierklinge als mein Blut an ihnen heruntertropft

Durch meine Finger
Ein kreischender Schnitt
Tief
Schmerzfrei

Das Rote Blut versinkt im Glas, und vorsichtig trete ich hinein in die Welt hinter dem Spiegel

In Was für eine Welt
Führt ein so verletzendes Tor?

Kann ich sie je wieder verlassen?

Welche Gefahren birgt diese Welt?

Was, wenn ich schnell zurück will
Muss fliehen
Wohin
Fliehen im Sprung
Fliehen durch ein schmales Tor
Winziger von hier
Ein Tor rasiermesserscharfer Kristallklingen?

Es ist wunderbar

Licht von überall bricht sich in tausendfachen
Ecken und Kanten eines kristallenen Gartens
Gläserne Blumen, Sräucher und Bäume

Gefroren
Unbeweglich und Tot

Starr wie Eis
Doch niemals kalt
Nicht heiß

So gehe ich in den Glasgarten
Wunderschön gespenstisch leer
Ein Traum aus strahlendem Glanz
Ohne Zeit
Grenzenlos
Ewigkeit

Ich sehe nicht Himmel
Nicht Horizont
Nur was mir nah ist, ist da und wahr
Der Nebel verschwimmt im klaren Licht, und alles ist still
Reglos
Schön

Ich geh in den Glasgarten

Schau nicht zurück
Dreh mich nicht um
Was für ein Glück

Ich fühl mich verlassen
Allein, das einzige
Leben, das einzige
Regen, das einzige
Fleich, das einzige
Blut

Wie leer ihr seid

Staunen
Vergessen
Will nie mehr zurück

Was hält mich hier?

Schöne, klare Blume
Ich hab dich so lieb
Warum stehst du hier so allein?
Verlassen wie ich
Aber leer
Ein nichts
Wunderschön
Anzusehn
Bleib stehen
Ich will Dich berühren
Gleich bist Du mein

Ah! Ein Stich und
Helles klirren
Schreiender Schmerz wandert mir durch den Arm
Ich schweige

Rot quillt es aus meiner Hand
Dicke Tropfen
Es fließt wie weiche Flocken
Ein Strom

Rot in helles nichts
Ein Tropfen Blut in dieser Wüste und die Stille beginnt zu leben

Erstaunt vor entsetzen starre ich auf das leuchtende Glas
Wie es versinkt in tausend Diamantenen splittern
Mein Blut als ahnte ich und weiß es nicht
Die Spinne
Mein Leben
Mein Blut

Reglos
Bin still
Schließt es sich um mich in einem ichlosen Kreis

(zweiter Teil für immer verloren – inhalt: der protagonist betritt öfter die spiegelwelt wie am anfang gesagt und versucht sich irgendwann aus dem bann zu lösen. Ob die figur es schafft und wie das leben auf sie wirkt ohne diese vertraute Verlorenheit, wird immer ein Rätzel bleiben. ein geheimnis das nur einer kennt, der geist der diese Worte einmal in meine feder legte. ich spüre ihn, doch mein Herz schweigt.)

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