Schola Nova

Das Florett

Posted on Friday, January 3rd, 2020 by TriTuS

Florettfechten ist also ein konventioneller Sport. Das bedeutet, Fechterinnen einigen sich während des Gefechtes fortwährend auf bestimmte Parameter und kennen allgemeine Grundregeln.

Es ist hier vor allem ein taktisches Spiel mit dem Ziel die Entscheidung strategisch herbeizuführen und dabei bloße Schnelligkeit, Kraft und Körpergröße in den Hintergrund zu stellen.

Es handelt sich in vielerlei Hinsicht sogar um eine Kunstform mit ästetischem Anspruch. Das Florett ist eine vollständige Abstraktion, es repräsentiert ähnlich dem Schachspiel die Fähigkeit sich von Krieg und gewalttätiger Auseinandersetzung als denkendes und fühlendes humanes Wesen zu emanzipieren.

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Der höhere Grundsatz ist, niemand wird verletzt.

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Das Sportgerät kann nicht als Waffe verwendet werden und ist auch dem Anschein nach nicht in irgendeiner Form bedrohlich oder gefährlich. Unfälle können vermieden werden. Es ist obligatorisch entsprechende Schutzkleidung zu tragen.

Neben zahlreichen Richtlinien für den Sport, die Amateure kaum interessieren, existieren drei einfache Regeln, die charakteristisch sind und bekannt sein sollten.

I

Es gilt die unbedingte Pflicht sich zu verteidigen. Das beinhaltet ein Angriffsrecht für die Fechterin mit der ersten Initiative. Diejenige, die also als erstes und einvernehmlich eine Vorwärtsbewegung beginnt hat das Recht einen gültigen Treffer zu landen. Alle offensiven Aktionen müssen verteidigt werden, auch wenn sie aus eigener Anschauung heraus vernachlässigt werden können.

Nach der erfolgreichen Verteidigung ist unmittelbar eine eigene Initiative möglich, wird diese offensichtlich nicht ergriffen, bekommt das Recht einen Punkt zu erzielen wieder die Fechterin mit der ersten folgenden Initiative.

II

Alle Aktionen werden bestimmt durch das Fechttempo. Das Maß für ein Tempo ist individuell die Zeitspanne für einen vollständigen Schritt vorwärts. Taktisch wird das Fechttempo von den Fechterinnen gemeinsam festgelegt und in Übereinstimmung verändert.

Es besteht die Pflicht alle Aktionen nach Möglichkeit diesem Tempo anzugleichen, eine Initiative die deutlich abseits dieser Maßeinheit liegt, indem sie zum Beispiel überraschend schnell ausgeführt wird oder auffallend langsam, kann nicht für das Recht einen Punkt zu erzielen gewertet werden. (ist aber trotzdem in jedem Fall zu verteidigen)

III

Zuletzt wird eine Entscheidung nur dann getroffen, wenn sie deutlich erkennbar, nachvollziehbar – endgültig und beabsichtigt war. Nur zufällige Treffer oder solche, die unbedeutend sein könnten, werden nicht gewertet. Durch einen leichten Stoß auf den Oberkörper vom Unterleib bis zum Halsansatz oder auf den Rücken wird ein Punkt erzielt. Hiebe und Stöße auf andere Körperteile wie Arme oder Beine sind ungültig. Treffer am Kopf sind zu vermeiden.

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Jetzt ist es selten besonders unterhaltsam Regeln zu zitieren und darauf rumzureiten. Letztendlich ist es das, was das Florettfechten von anderen Sportspielen unterscheidet, Überschreitungen dieser doch sehr strikten Regeln werden nicht immer zu ernst genommen, du hältst dich dran oder eben nicht, das liegt immer im eigenen Ermessen. Falls eine Initiative tatsächlich den eigenen Oberkörper völlig ungeschützt lässt, kann es doch heißen Angriff ist die beste Verteidigung. Wenn ich aber ein Tempo wähle, das mein Gegenüber nicht kontrollieren kann, oder mit einem längeren Arm in eine Initiative stoße dann hab ich eben einen Vorteil, ich werde vll. gewinnen ohne meine taktischen Fähigkeiten zu zeigen. Die Frage ist, ob das dann noch sinnvoll ist. Nicht allen macht das Spaß und nicht alle finden das interessant genauso wenig wie übermäßige Kleinlichkeit im Eifer des Gefechts wirklich überzeugen kann.

Jedes mutwillig unfaire Verhalten, das eine Verletzung riskiert, respektlos oder vorsätzlich grob ist, wird bestraft durch Punktabzug oder Disqualifikation.