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Eine Faustdicke Überraschung

Posted on Thursday, May 6th, 2010 by tritus

Mitten unter ihnen erschien plötzlich ein Schatten, der wie ein Blitz in ihrem Kreis umherhuschte, um vor jeder der Schwestern kurz inne zu halten. Dann sammelte sich das dunkel in der Mitte, bis es so dicht wurde, dass sich aller Gesang darin fing und plötzlich anfing Gestalt anzunehmen. In der Mitte der taumelnden Schwestern stand eine blau schimmernde Gestalt, wie ein Schleier aus nichts wuchs sie empor und legte sich nieder. Sie drehte sich im Kreis und umfasste ihr Gewand, bis sie es mit einem wilden Schrei weit öffnete und wie nebelhalfte Schmetterlingsflügel ausbretete. Splitternackt unter diesem Mantel mit weit ausgebreiteten Armen, halb im nebel des wehenden Schleiers verschwindend stand ihre verlorene Schwester. Der Wind öffnete ihren Schleier, der Mantel glitt ihr aus den Händen, und ihr langes Haar fiel in einzelnen Locken über ihr Gesicht und ihren Nacken, als sie tief mit beiden Händen hineinfasste, es anhob und im nachtwind wehen ließ, wobei sie die Hände in den Himmel hob und die Arme ausbreitete. Einige Stunden stand sie so da, ihre Brüste erhoben, mit zitternden Knieen und klagend und seufzend. Die Schwestern versuchten sie zu wärmen, doch es war vergeblich, denn sie konnten sie nicht berühren, also stimmten sie in das sehnsüchtige rufen ein, wanden sich um die nackte Schattengestalt und öffneten sich ihre Kleider, bis sie zuckend vor ihr lagen und alle Sinne vergessend.

Mit der Morgensonne kam ein leichter Schmetterling herbeigeflogen und setze sich einer jeden in den Schoß, sodass sie seufzten und fühlten, wie sich ihre Sinne von den Qualen der Sehnsucht befreien. Die Winde hatten ihn herangetrieben, und von allen Seiten kamen nun Schmetterlinge und Bienen herbei und summten und brummten und streichelten sie alle vom Kopf bis zu den Zehen. Die sieben Feen ließen sich fallen und begannen in diesen Lüsten zu baden und sie hatten alles Leid der Nacht, alle Sehnsucht, alles außer das Licht der aufgehenden Sonne und das Summen der Bienen, den Hauchzarten Flügelschlag der Schmellterlinge auf ihrer haut, und das tiefe, durchdringende Brummen der Hummeln, das ihre Muskeln massierte und sie kräftig durchströmte, aber nur steifend ihre Füßen erreichte, in ihrem Nacken sanft war, wie das schnurren einer Katze und hinter den Ohren betäubend war, wie der sanfte Biss einer Bärin, die ihre Jungen zurück in die Höhle holt. Es war durchzuckt mit Lachen, ein seufzen und Schreien, es klang wie Jammern und Klagen, doch es war das vollkommenste, wärmende Glück. Eine Welle nach der anderen schwappte über sie herüber und hinüber bis in den warmen Mittag hinein.
Als sich die erfüllten Atemzüge langsam beruhigten und die bebenden Glieder sich legten, sich windend und nach etwas festem greifend, die Feen den sicheren halt der Erde suchten, hörten sie die Winde Aktron, Utron und Elystron, die rauschenden Blätter der Bäume, und sie sangen ihnen allen ihr Liebeslied.
Auch Metatron stimmte mit ein.

Und die Bienen begannen über die Wiesen zu ziehen, denn überall hörten sie die Blumen seufzen, und die Hummeln waren noch in den umliegenden Bäumen, und die Schmetterlinge flatterten leicht über ihren Bauch, als wollten sie bleiben, aber die Sonne lockte sie alle davon, und so waren sie noch lange zu spüren, nachdem schon die letzten Seufzer verflogen waren.

Am Nachmittag begannen sie sich wieder zu regen, und sie umarmten sich innig und mussten tief atmen. So schlangen sie sich ineinander und hielten sich fest, und sie blieben eine zeit lang so liegen, wechselten ihre Lage, kletterten übreinander, drüber und drunter begannen sie sich zu suchen und zu finden, bis sie sich alle irgendwie berührten und verfiehlen in wohligen Frieden. Immer wieder mal kamen einzelne Bienen und Schmetterlinge vorbei, streichelten sie knapp und summten ihnen in die Ohren. Die Schmetterlinge waren wie leichte Schatten, die sie kaum berührten und eine wohligen Schauer über den gazen Körper strömen ließen. Die Schattengestalt hatte sich zu einer kleinen Kugel zusammengekauert und schien unter ihrem Mantel zu schlafen. Als am Abend die Schwestern wieder ganz zu sich gekommen waren, fassten sie ihre Kleider und hüllten sich und die unbekannte Schöne, die verlorene Schwester, den blühenden Schatten mit allem, was sie geben konnten ein, um sie zu wärmen.

Sie schlief unter einem Zelt aus ruhig atmenden Leibern in ihrem seidenen Mantel gehüllt, umgeben von Kleidern, von Blättern und Zweigen. Die Winde tanzten um die alte Weide, die ihre Ruten senkte und all ihre Blätter spreitzte, und sie ließ nicht das kleinste kühle Lüftchen hinein. Doch zwei leichte Nebelfalter schwebten über der Weide.

Als die Sonne aufging und ihre wärmenden Strahlen über der wiese ausbreitete, die Nebel zu sich in die glühenden Sphären zog und alle Blumen sich ihr entgegenreckten, öffneten die Schwestern ihre Umarmung, und auch die Weide begann ihre Ruten voneinander zu lösen. Warmer Sommer drang zu ihnen herein, und sie hatten ihre Lust sich in der Sonne zu baden. Unter dem Seidenmantel schwoll langsam die körperliche Reife des Schattenwesens heran, und am Nachmittag dann, zerriss der Mantel. Sinistra mit wallendem Haar, glasklaren Augen, samtweicher Haut und festem Blick, stieg aus den Lumpen heraus und begann ihre duftenden Glieder zu strecken.

“Kein Mann darf diesen heiligen Ort entweihen, bis auf den einen, den ich Euch zeige, bevor ich zurückkehre in die Schattenwelt..” so sprach Sinistra mit überzeugender Stimme, “..denn ich bin die Fee im Schattenreich, und muss zu meiner Bestimmung zurückkehren. Eure verlorene Schwester ist nie verloren gewesen, ich habe mein Schichsal gewählt und will euch helfen die drei gefangenen Feen aus ihrem Bann zu erlösen. Ich kenne das Geheimnis ihres tiefen Schlafes und weiß, wie sich der Zauber der Blumen lösen lässt, dem sie erliegen. Wir haben nicht viel Zeit, ihre Träume erreichen bald eine Tiefe der Ewigkeit, aus der sie nie wieder zurückfinden können. Lasst uns beraten, was wir nun tun.”