AsKaHaR

sechs Schwestern

Posted on Monday, May 3rd, 2010 by tritus

Als Sima sich zur Ruhe legte, da stieg Aktron, ein geflügelter Mann, vor ihren Augen herab und erzählte ihr eine Geschichte:

irgendeine Geschichte

Dann nahm er sie in den Arm und küsste ihre Wangen, ihren Hals und ihre Ohren. Er sagte ihr von hinten flüsternd indem er über ihren Rücken steichelte, es sei geschehen vor einer Zeit, dass nun drei unbekannte Feen in tiefen Träumen liegen.
Du musst die anderen finden
bring sie zusammen
wir müssen die Feen finden
bevor sie für immer verloren sind
Er strich ihr über den Nacken, küsste ihren Haaransatz ganz sanft, wie mit einem Hauch und unfasste ihren Busen.
sie drehte sich zu ihm um, küste ihn auf den Mund und umarmte ihn so fest sie konnte und sie fielen in einen Liebesrausch.

Sima war noch nicht wieder bei ihren Sinnen, als sie sich auf den Weg machte ihre (fünf) Schwestern zu suchen, und sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie kannte einen Ort unter der Weide, wo sie warten konnte.
Würden ihr zwei weitere Schwestern begegnen, könnten sie unter der Weide die übrigen mit einem einfachen Ritual rufen, und sie würden kommen, wo sie auch sind.

eine längere Wanderschaft

Die Weide ist stumm und leer, es ist schon seit drei Monden niemand mehr hier gewesen. Sie macht ein Feuer und beginnt zu singen. Die Sterne gehen über der Weide auf und beginnen ihre Kreise zu laufen, während unter der Weide ein einsames Wesen das Holz umklammernd tief schläft.
In den Blättern rauscht Aktron, der singende Wind, und erzählt ihren Träumen eine lange Geschichte. Am Morgen, als sie erwacht, sieht sie das Gesicht ihres Geliebten. Sie lächelt und sagt kein Wort und der stille Wind schweigt. Sie liegen sich in den Armen und genießen, dass sie zusammen sind.
Als die Sonne die Blätter der Weide erreicht, spielen sie ein bisschen und er fliegt davon. Sima schreibt in die Steine ein Zeichen, sie lässt das frische Feuer glühen und geht ihre Schwestern suchen.

Simsala saß über ihren Büchern, als Aktron hereinkam und sie in die Wälder entführte, er umarmte sie zärtlich und führte sie auf eine Lichtung. Dort erzälte er ihr, dass er sie und Sima an der alten Weide wiedertreffen würde. Simsala nahm zwei ihrer wertvollsten Bücher und verschwand. Einige Sekunden später stand sie in einem kleinen Steinkreis neben der alten Weide.

Samara brachte gerade ihr fünfhundertsechsundsechzigstes Kind zur Welt, als sie den Ruf von drei Schwestern in ihren vorahnungen hörte, der sie in genau zwei Tagen erreichen sollte. Sie musste der Mutter mindestens eine Woche beistehen, die Wehen waren sehr hart. Also überlegte sie, was sie tun konnte, noch hatte sie Zeit einen richtigen Weg zu suchen, und sie würde einen finden, wie sie es immer geschafft hatte. Sie legte die Hände auf ihre Kniee und sang ein Lied, das Lied vom Leben, vom Leiden, von der Liebe und dem ewigen Glück. Die immerdauernde Wiederkehr. Das Lied von Adonis dem schönen Gott der hundert Wasser. Das Lied von Diana, der glühenden Göttin aller irdischen Feuer und das Lied von Etrona, der himmlischen Mutter der Erde und ihren sieben Söhnen Metatron, Aktron, Utron, Elystron den vier Winden, Triton, Septarion und Oktarion den Strömen im Himmel, auf dem Land und zur See. Sie sang die Lieder von den schönen Nympfen, deren Namen unzählig sind, den wundersamen Töchtern der Erde, und von dem Busen der Meere aus Milch, die Adonis sanft in den Schlaf wiegen, damit seine Träume die Leidenschaft der künftigen Liebe feurig beflügeln.
Als Samara die Rufe der Schwestern dann in sich spürte, waren Mutter und Kind voller Träume nach einem erfüllten und irdischen Leben, sie würden alles tun und einander beistehen, bis zu dem Tag, an dem die volle Kraft der Liebe die letzte Nabelschnur zerschneidet, und sie in tiefer Freundschaft eins werden mit der Welt. So gierig das Kind nach Leben dürstet, gab Samara ihm die volle Brust und machte sich auf die Wanderschaft hin zur alten Weide.

Simona war zufällig Pilze und Kräuter pflücken, als ihr Sima begegnete, sie nahm sofort alles mit zur alten Weide und erzählte ihr unterwegs die Geschichte von Elystron, der sie im Baden verführte und ihr unbeschreibliche Freuden schenkte. Schon am zweiten Tag waren sie wieder da und begannen mit Simsala zu singen und zu tanzen und am Abend, nachdem Aktron brausend durch die Blätter rauschte und Sima glühend aus den Moosen hervorgekommen war, setzten sie sich in einen Kreis, legten ihre Hände jeweils den Anderen auf eine Schulter und schauten sich tief in die Augen. Es ist Jahre her, dass wir so zusammen waren, sagte Simona mit einem leichten schauern, und eine wohlige Gänsehaut zog sich über ihr Gesicht. Sima und Simsala stimmten ein, und sie hatten alle drei eine Vision, dass sie ihre verlorene Schwester wiederfinden würden, dass sie aber nicht bei ihnen bleiben würde, sondern dahin zurückkerte, wo sie jetzt war und für immer dort bleiben würde. Dass sie aber als die sieben Feen bald wieder vereint sein werden und ihre ganze Kraft zurückerhalten. Sie sahen, dass ein suchendes paar endlich vollkommenheit findet und dass etwas seltenes und unbeshreiblich schönes passiert, wenn zwei die eins sind endlich ein erstes mal begegnen.
Sie fassten sich fester um die Arme und begannen ihre Oberkörper im Kreis zu bewegen und dabei das Lied der alten Weide zu singen ohne wieder aus ihrer Trance zu erwachen, bis der Wagen am Himmel ihren Kreis fest umschließt.

Silena und Samanta erreichten sie am Abend des dritten Tages und stimmten in den Gesang ein, der Ruf wurde nun noch stärker und als am Morgen des vierten Tages Samara zu ihnen kam, waren sechs Schwestern vereint. Der zweite Umlauf des Wagens war noch nicht abgeschlossen, darum setzen sie sich hin, fassten sich untereinander an den Schultern und stimmten in das Lied der alten Weide ein, um ihr Wiedersehen zu feiern, doch als es dunkel wird, und der Wagen im Zenit steht, fünf Minuten, bevor er seinen Kreis beendet hat, geschieht etwas, was alle erschreckte.