Shorties..

Der Tiger und der Elefant

Posted on Saturday, June 27th, 2009 by tritus

Der Tiger und die Schlange saßen an einem Bach, da streckte die Schlange dem Tiger ihre Zunge raus. Der Tiger dachte sich, es sei besser allein baden zu gehen, als mit dieser Schlange zusammen zu sein und schritt langsam ans Ufer. Er träumte davon auf dem Baumstumpf die Strömung hinunter zu surfen irgendwohin, wo es keine Schlangen gab und dort genüsslich in der Sonne zu liegen, bis es Abend wurde.
Doch als er am Ufer angekommen war, sah er, dass es weit war bis zur anderen Seite, und ihm wurde ein bisschen Angst. Was würde passieren, wenn er mitten auf dem Wasser triebe, wenn er das trockene Ufer niemehr erreichte. Würde er auf ewig den Bach hinuntertreiben, bis er eines Tages mit seinem Baumstamm ins Meer mündete und sie würden, er und der Baumstamm verschluckt von einem riesigen Wahl.
Dann sah er sich um. Der einzige Baumstamm, den er finden konnte, war eine lebendige Weide in vollem Grün, die halb über dem Wasser stand und ihre langen dünnen Äste mit der Strömung spielen ließ.
Die schlange begriff schnell, was dem Tiger durch den Kopf gegangen war, und da ihr die Hitze des Tages schon zu kopf gestiegen war, glitt sie hin zu der Weide, streckte dem Tiger ihre Zunge heraus und ließ sich ins Wasser fallen, um einen etwas stabileren Ast des baumes zu erreichen.
Doch all das schien nicht richtig zu gelingen, die schlange hielt sich gerade noch mit dem Kopf an diesem Ast fest, ihr war sehr unbequem, und sie drohte ins Wasser zu rutschen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, sie konnte doch garnicht schwimmen.
Sie sah das andere Ufer, und es erschien ihr so weit, dass sie, sollte sie dahintreiben, glaubte es niemals erreichen zu können, und sie schrie um Hilfe so laut, dass es uber das ganze Tal schallte und über die Berge.
Der Tiger hatte längst alle Bedenken vergessen. Er sprang in die Fluten und die Wellen schwappten über seinem Kopf zusammen. Da begegneten ihm einige fische, die verdutzt guckten, und nicht wussten, wie ihnen geschah, denn sie hatten noch nie einen Tiger gesehen, und sie spürten, von ihm ging keine Gefahr aus, und sie wunderten sich, und fragten sich, wie sie so ein Geschöpf wohl nennen wollten. Der Tiger winkte den Fischen, doch hielt er sich nicht lange mit ihnen auf, er kam aus den Fluten hervor, schnappte nach Luft, machte ein paar Schwimmzüge und erreichte den Ast, auf dem sie SChlange sich noch hielt mit zitterndem Leib und mit letzter Kraft.
Da Sagte der Tiger zur schlange, er würde sie retten, aber die schlange war wieder so voller Stolz gegenüber dem Tiger, dass sie sich nicht einfach retten lassen wollte, um dann noch dankbar zu sein, also antwortete sie, dass es ihr im Wasser recht gut gefiele, und sie streckte dem Tiger die Zunge heraus.
Der Tiger aber hatte genug von diesen Zicken, er fasste einen Entschluss. Er nahm den Ast, bog ihn einmal nach unten, sodass die Schlange etwas besseren Halt finden konnte und hakte ihn unter den Wurzeln der Weide ein, bis er sicher feststeckte und die Schlange weder sich helfen konnte noch sich in ernster Gefahr befand. Dann kletterte er auf die Wurzel, überprüfte noch einmal, ob auch wirklich keine Gefahr bestand und lachte die Schlange aus.
Der Schlange fehlte nun jede Muße, um noch länger höflich zu sein, und sie überhäufte den Tiger mit zynischen Komplimenten, was er für ein Traumtänzer sei und überhaupt nichteinmal einer Dame unter den Arm greifen könne, ohne gleich nach ihrem Busen zu spüren.
Dem Tiger wurde das alles wirklich zu viel, und weil er keinen Ausweg mehr wusste, war er sehr erleichtert, als ein Elefant den Weg entlang kam. Die Schlange rief wieder um Hilfe, ohne sich noch weiter ihrer Situation zu besinnen, sie besann sich nur noch auf die stampfenden Füße im Gras, die langsam näher kamen, und sie hörte den Tiger mit dem Elefanten reden. Sie schnappte so Fetzen wie freundlich, Nase und Rüssel auf, dann hörte sie eine liebevolle stimme sagen, sie solle sich nicht fürchten und nach der Nase fassen. Der Elefant wollte sie retten. Und nun waren alle sehr froh. Der Elefant war froh, weil er etwas gutes getan hatte, die Schlange war froh, weil sie dem Tiger verzeihen konnte und der Tiger freute sich, weil er jetzt da bleiben konnte, wo es ihm am besten gefiel, und sie feierten zu dritt eine Party und liebten sich bis an ihr Lebensende.